Nachdem es so langsam auf das Ende meines Aufenthaltes in Sambia zugeht, wurde mir ein Angebot gemacht, was ich kaum abschlagen konnte. Einen Monat im „Bush“ verbringen, 7 Stunden entfernt von der nächsten geteerten Straße und Krankenhaus; ist verlockend, oder?

Der Vorstand der Umckaloabo Stiftung und Nangu Thina e. V. haben mich angefragt, ob ich nicht Lust hätte, in eines Ihrer Projekte im Nachbarland Malawi hineinzuschauen. Da sie Informationen aus erster Hand brauchten und ich nur „einen Steinwurf“ entfernt bin, dachten sie direkt an mich. Mit meiner bescheidenen Erfahrungen die ich bisher in Sr. Loice Projekten in Sambia gesammelt hatte, passte es perfekt.

Kurzfristig nach der offiziellen Eröffnung von St. Francis and Clare im April, habe ich mich auf den Weg nach Malawi gemacht. Der drei Tage Trip bis in den verlegenen Ort Nthalire war sehr mühsam – vor allem auf dem letzten Stück. Angefangen in Lusaka ging es am ersten Tag 10 Stunden bis nach Chipata.

Am zweiten Tag morgens um 7 von Chipata über die malawische Grenze nach Lilongwe, die Hauptstadt Malawi’s. Von dort aus direkt zu der im Norden gelegenen Stadt Mzuzu – hat auch nur 13 Stunden fahrt insgesamt benötigt.Angekommen in Mzuzu in späten Abendstunden, hat mich Pfarrer John Moyo mit herzlichen und offenen Armen empfangen. Ein ganz besonderer Pfarrer mit einer Persönlichkeit, wie ich sie bisher bei noch keinem in meinem Aufenthalt gesehen habe.

Dementsprechend fiel die Anfahrt von Mzuzu bis Nthalire auch sehr einfach aus – obwohl wir mit dem LandCruiser von dem Pfarrer über 7 Stunden auf ungeteerten „Straßen“ gefahren sind. Ganz zu schweigen von der hügeligen Landschaft und dem fast unbefahrbaren Weg. Aber spät am Abend sind wir letztendlich in Nthalire durchgerüttelt aber heil angekommen.

Pfarrer Moyo ist geborener Malawier und kommt aus einer 9-köpfigen Familie. Seit 34 Jahren ist er Pfarrer und in den letzten zwei Jahrzehnten pflegt er den Kontakt zu vielen Organisationen, die Ihm bei seinen Projekten unterstützen. Er ist hauptsächlich involviert im Bauen von Gebäuden, unter anderem hat er schon Krankenhäuser, Kirchen und vor allem Schulen gebaut. Er ist ein außerordentlich offener und herzlicher Mensch, der treu seinen Prinzipien ist. Was ihn sehr besonders macht; er packt überall selber mit an und ist ein hart arbeitender Mensch, obwohl er auch sein geistliches Amt ausführen muss.


Vor zwei Jahren hat er die St. Ignatius of Loyola Secondary Boarding School gebaut. Das Internat wurde gesponsored von der Umckaloabo Stiftung und Johannes Beese Stiftung. Die Schule ermöglicht es vor allem Kindern in abgelegenen Orten Zugang zu Bildung zu bekommen. In Teilen Malawis müssen Kinder über 3 Stunden, bis zur nächsten Bildungseinrichtung zurücklegen-eine Barriere die oftmals damit endet, dass man gar nicht erst in die Schule geht.

Das kleine Land Malawi hat 20+ Millionen Einwohner und landet auf dem Human Development Index auf Platz 170 von 190 Ländern. Eine hohe Arbeitslosenquote, mangelndes Bildungssystem und eine schwache Infrastruktur lässt die Frustration bei den Menschen spüren. Vor allem bei der hochumstrittenen Präsidentschaftswahl wurde die Resonanz der Leute erkennbar. Die Wahlen, die während meines Aufenthalts abliefen, ließen Stimmen von Menschen aus ländlichen und auch städtischen Regionen in verschiedenen teilen Malawis gleich klingen – der Wunsch nach Veränderung ist sehr groß. In den letzten Amtsjahren von verschiedenen Politikern wurden immer wieder große kurruptionsfaelle ein sehr fragiles Thema… Dennoch, das „warme Herz Afrikas“ trägt seinen Namen zurecht. Die Gemeinde und Schule haben mich mit einer sehr großen Gastfreundschaft und offenen Armen empfangen.

Gebäude einer der Parteien, der Malawian Congress Party.

Unbeirrt von den politischen Spannungen konnte ich mich auch hier in dem Projekt gut einfinden und einbringen. Neben meinen Aufgaben für die Umckaloabo Stiftung, habe ich auch einige Sachen in der Schule machen können. Mit dem ausgesprochen netten Lehrer-Team, das an die 200 SchülerInnen im Internat unterrichtet, wurde ich willkommen gehießen. Unter anderem konnte ich auch hier in mehreren Klassen Computer unterrichten, wobei der Wissensstand der SchülerInnen sich aufgrund der gegebenen Umständen deutlich von dem derer, in Lusaka unterschied. Darüber hinaus habe ich auch Stunden mit Kultur-Talks, Reflexions-Gesprächen mit Lehrern und SchülerInnen geführt. Ein Fokus lag vor allem an die SchülerInnen des Stipendiums. Aber ich war auch aktiv in der Gemeinde, indem ich bei den Aktionen der Jugendgruppen der Kirche mitgeholfen habe. Das Patenschaft Programm ermöglicht es Kindern aus sehr schwierigen Verhältnissen auf dem Internat Bildung zu bekommen, indem man als Pate die monatlichen Schulgebühren übernimmt, wie die von den in den zwei Bildern unten zu sehen.. Mehr zu den Patenschaften finden sie Hier.

Mit den StipendiatInnen habe ich auch eine Umweltschutz-Aktion im Rahmen des Programmes gemacht. Teil des Programmes ist es nämlich, als Teilnehmer sich sozial in der Gemeinde und Umgebung zu engagieren. Somit haben wir das örtliche Krankenhaus und das Stadtzentrum von Plastikmüll und anderen unerwünschten Gegenständen befreit mit sehr positiver Resonanz der Bewohner.

Neben den vielen neuen Begegnungen bat sich mir auch ein völlig neuer Kontrast. Vom großen Stadtleben in eines der abgelegensten Orten Malawis. Nthalire liegt nahe an der sambischen Grenze im Nord-Westen Malawis. Ursprünglich war der Ort Teil des „Rural Settlememt Projects“ Mitte der 80‘. Das Programm sollte die Dezentralisierung aus urbanen Räumen begünstigen und Menschen aus so abgelegenen Orten Anschluss an Infrastruktur bieten. Der 30000 Seelen Ort hat deshalb einen Kilometer geteerte Straße wo sich die Geschäfte konzentrieren, Stromanschluss und andere Gebäude die man sonst nicht in ländlichen Regionen findet.

Darunter fällt z. B. eine Busstation, die noch nie benutzt worden ist, genauso wie eine örtliche Halle für verschiedene Veranstaltungen. Abgesehen von den ungewöhnlichen Vorkommen an Gebäuden, gibt es für die residierenden Bevölkerung kaum eine Einkommensquelle – mit Subsistenzwirtschaft und als Kleinbauern wird sich das Überleben gesichert. Wer mehr Kapital hat, kann ein kleines Geschäft mit Gütern aus der naheliegendsten Stadt aufmachen oder in den meisten fallen, direkt in die nächste Stadt ziehen.

Die Zeit in Malawi war eine der besten Erfahrungen, die ich während meines Freiwilligendienstes hatte. Die Gelegenheit in einer ländlichen Region wie Nthalire arbeiten zu können, war eine sehr prägende Zeit. Es bot einen weitenden Blickwinkel der letztendlich meinen Horizont erweitert hat, genauso wie den derer, mit denen ich zusammen gearbeitet habe.

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