Egal wo man hingeht im Compound – man sieht und stolpert bei jedem Schritt über Kinder. Sie wachsen hier auf, leben und beleben den Compound auf eine wunderbare Weise. Der groβteil der Kinder wächst innerhalb Chipatas auf, unter meist einfachen Bedingungen. Aber es ist umso faszinierender, welch Kreativität der Mangel an Ressourcen hervorruft. Kinder die sich tatsächlich selbst beschäftigen können im Gegensatz zu den Tendenzen Deutschland…
Es herrschen generell schwierige Umstände der Familien hier vor Ort – unter anderem vor allem die Grundversorgung mit Strom, flieβendem Wasser und der Platzmangel sind die groβe Problemfelder. Unbeirrt von dem was einem Sorgen bereiten könnte, spielen Kinder überall und haben den wirren Compound als riesigen Spielplatz. „Müll“ wird zu etwas was man benutzen kann, um sich seine eigenen Spielsachen zu bauen, wenn es keine ferngesteuerten Helikopter oder Monopoly gibt.
Stattdessen sind Kinder auf sich allein gestellt, was soll man denn auch den ganzen Tag über machen?
Basteln – etwas das hier von Kind auf notwendig ist, wenn man Spielzeuge haben möchte. Somit werden kleine Kinder zu Recycle-Genies und Alternativ-Experten. Einige der Machenschaften sind z.B. selbstgebaute Fahrzeuge aus Plastikflaschen und Deckel, meist geschoben mit Ästen. Alles verbunden mit Dräten und anderen dekorativen Material.
Unter anderem werden aber auch alte Auto-/und Fahrradreifen zum Spaß vor sich hergeschoben. Man sieht etliche Kids rumlaufen mit meist merkwürdigen Dingen, was sie aber immerhin in Bewegung hält.
Fuβball ist die größteSportart, die man hier finden kann. Nun fehlt aber meistens das Geld für einen richtigen Ball und Equipment. Auch hierfür haben die Kinder eine Lösung entwickelt – aus sowohl Plastiktüten als auch Gummibändern werden Bälle zusammengebunden. Jegliches Material was man irgendwie aneinanderheften oder gar binden kann, wird als Ball-Material verwendet, um Bälle zu schustern.
Selbstgebaute Tore aus ganzen Stöcken oder nur hingelegte Steine als Torbegrenzungen, alles ist möglich! Die Nationalsportart ist für die meisten nicht nur ein Sport, es stellt für sie einen wichtigen Teil des Lebens dar. Das Training und die Spiele halten viele Jugendliche von dummen Ideen ab. Die Bedeutung von Freizeitbeschäftigung ist hier mit einer höheren Bedeutung gewichtet. Nicht in den Alkohol und Drogenmissbrauch zu Rutschen macht den Fußball zum Lebensretter.
Neben der Lieblingssportart der Sambier gibt es auch einige Spring und Seilspiele, die vorallem die Mädchen bevorzugen. Aus den Fädender alten Plastiksäcke wird sich ein Seil geknotet und Twister gespielt. Es wird auch viel mit Steinen und auf den Boden gemalten Spielflächen gespielt. Allerlei selbstkreierte Variationen der Steinspiele können überall gespielt werden, diese wurden vermutlich über Generationen weitergegeben.
Alle Beschäftigungen der Kids werden ausschließlichdraußen vorgenommen, da in den Häusern kein normaler Aufenthaltsort ist. Ein groβer Nachteil besteht jedoch darin, dass Mütter und Väter meist nicht wie man in Deutschland sagen würde – die Aufsichtspflicht der Erziehungsberechtigtenerfüllen. Der Compound herrscht nunmal voller gefahren und Abenteuern. Deswegen ist es auch riskant für Kinder, vorallem im jungen alter herum zu tölpeln. Es gibt offene Feuerstellen wo Müll verbrannt wird, tiefe Gruben wo man reinfallen kann und Menschen mit bösen Absichten.
Kein Trübsal wird geblasen
Spiel, Spaß und Freude ist sieht man immer, trotz schwierigen Umständen. Die Eltern der Kinder haben es meist nicht leicht – immerhin muss eine vielköpfige Familie ernährt werden. In erster Linie erschweren jedoch nicht die wirtschaftliche Lage das Leben, sondern vorallem die kaum vorhandene Infrastruktur in suburbanen Regionen oder armen Stadtvierteln, wie ChipataCompound.
Das Stromnetzwerk wurde von ZESCO dem größten Stromanbieter Sambias in den letzten Jahren massiv ausgebaut, es besteht aber immer noch viel aufholbedarf. Neben regelmäßigenStromausfällen, die den ganzen Tag anhalten können, haben auch sehr viele Haushalte, vorallem in den Compounds, keinen Stromanschluss. Deswegen wird hauptsächlich Kohle zum Erhitzen von Essen und Wasser benutzt. Alles andere als eine Umweltschonende Variante, aber was bleibt einem anderes übrig? Das Holzkohlegeschäft ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Lebens im ChipataCompound und auch vielen Teilen des Landes. Es stellt eine Grundlage für viele Arbeitsplätze dar und ist gleichzeitig die Grundversorgung durcheinen simplen Energieträger. Die Kehrseite der Kohle ist jedoch, dass weite Teile des Waldvorkommens in Sambia für den Gewinn der notwendigen Kohle abgeholzt wird – geschweige denn der CO2Ausstoß, den es verursacht. Die Kohle wird im Compound mit Trucks geliefert und dann an bestimmten Stellen gelagert und verkauft. Ein Illegales Geschäft, welches die Regierung kaum verhindern kann. Kinder spielen in dem allgegenwärtigenCharcoal-Dust (Holzkohlestaub), welches vermutlich eher kontra Produktiv für die Gesundheit von jungen Kindern ist würde man behaupten. Die kleinen schmieren sich die Kohle überall hin, manchmal bemalen sie sich sogar gegenseitig damit.
Wasser ist nicht immer selbstverständlich – vorallem in der Trockenzeit im September bis Dezember. Der Grundwasserpegel sinkt rapide durch die Abstinenz des Regens. Dennoch gibt es genügend Grundwasservorkommen, die die Bevölkerungversorgen kann, die Frage ist nur, wie lange noch? Es gibt zudem kein Rohrsystem, welches den flächendeckenden Zugang für fließendes Wasser gewährleisten könnte. Deswegen steht es bei den meisten Haushalten an der Tagesordnung, Wasser an den öffentlichen Wasserstellen zapfen zu gehen. Diese wurden unter anderem von unseren amerikanischen Helfern im Zuge der Millenniums Challenge gut ausgebaut und bestehen bis heute noch. Früh am Morgen gehen die Haushalte, die kein Wasserzugang haben in Scharen zu den Wasserstellen – auch die Kinder müssen mit anpacken. Transportiert wird das Wasser in allen möglichen Behältern, aber normalerweise mit Eimern. Gesetzlich ist das Schleppen der Eimer von Kindern strengstens untersagt und gilt als „childabuse“.
Ein Chipata Compound wäre ohne Kinder nicht vorstellbar. Trotzdem sollte man sein Kind nicht in einem solchen Compound aufziehen. Es gibt viele Gründe warum Leute von hier nicht weg können, um ihre Kinder in einem angemessenem Umfeld aufzuziehen. Es erfüllt den Slum jedoch mit viel positivem. Egal wie schlecht ein Tag auch war, wenn man Kinder glücklich spielen sieht, kann man nur lächeln.
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