Bis tief in die Nacht ist noch viel los in dem 190.000 Einwohner Stadtteil. Mit so vielen Menschen kommen auch gleichzeitig viele Probleme. Dies bedeutet Arbeit für die Franziskanerinnen, aber nicht nur für den Orden, sondern jetzt auch für mich. Die Missionare leisten großartige Dienste für die Menschen im Compound seit etlichen Jahren. Sie agieren im Bereich des Gesundheitswesens, Bildung und Gemeindearbeit. Meine Aufgabe besteht hauptsächlich darin, den Schwestern im schulischen Bereich zu helfen. Aber auch Loice als rechte Hand, im Projekt St. Francis and Clare zu unterstützen.


 

Nach ca. 7 Wochen im Chipata Compound hat sich ein gewisser „Alltag“ bei mir einstellen können. Um einen besseren Einblick in meine tägliche Arbeit zu ermöglichen, werde Ich Sie auf einen normalen Arbeitstag mitnehmen.

6:00 Uhr morgens bei Familie Lusambo – Start eines gewöhnlichen Wochentages für mich im naheliegenden Compound Kabanana. Die nun 8 köpfige Gastfamilie von mir, ist der Gemeinde des St. Pauls Parish angehörig. Sie haben sich bereit erklärt mich aufzunehmen, um mir einen näheren Einblick in die Kultur und  Lebensweise von den Menschen hier vor Ort zu geben. Die alleinerziehende Mutter Terry hat 6 Familienangehörige: Ihren Sohn Collins (30), Prudence (28), Patrisha (18) mit ihrem Sohn Alinaswe (9 Monate), Nicholas (10) und  Jonas (6). Diese sehr liebenswürdige „kleine Familie“ hat mich mit offenen Armen aufgenommen. Für unbestimmte Zeit, werde ich mit den Lusambos zusammenleben dürfen.

Alinaswe, Jonas, Collins und ich auf dem Sofa Terry und Alinaswe Jonas, Nicholas, Prudence und Patrisha auf dem Grundstueck Lusambo. Im weißen zwei Nachbarn.

Nach etwas Toast und einer Tasse Kaffee geht es mit einem ca. 25 Minuten Fußweg zur Arbeit im Chipata Compound. Dort wartet normalerweise eine Menge Arbeit auf mich. Der Weg dorthin führt durch das erweckende Straßenleben am Morgen. Nachdem die Sonne aufgegangen ist starten die Geschäfte – Familien gehen zu den offiziellen Wasserstellen um Ihre Tagesration zu holen, Kinder gehen zu Schule und Ich beschreite meinen Weg zum Arbeitsplatz.

 

Chipata Main Street im morgentlichen Licht.


 

Vormittags unterrichte ich in der Woche an 3 verschiedenen Schulen. Beginnend mit der St. Pauls Community School, bereite ich zurzeit eine 9. Klasse in Mathematik auf die finalen Examen vor. Genauso eine 9. Klasse der staatlichen St. Johns Schule im Fach IT. Anknüpfend nach der Präparation der 9. Klasse St. John’s, geht es bis Ende des Jahres mit der 8. Klasse in IT weiter. Aber auch an der Pre-School des St. Pauls Parish unterrichte ich kleinere Kinder in verschiedenen Fächern. Unter der Woche unterrichte ich jeden Tag mindestens an einer Schule.

Als Hintergrund für meine Arbeit an den Schulen gibt es grundlegende Unterschiede des sambischen Schulsystems gegenüber des deutschen. In Sambia besteht ein Schuljahr aus 3 Terms die etwa 3-4 Monate dauern. Zwischen jedem Term gibt es Schulferien. Schulstart des neuen Schuljahres ist immer im Januar. Ähnlich wie in Deutschland, dürfen Schülerinnen und Schüler hier von der 1. bis zur 12. Klasse die Schule besuchen. Ende der 7., 9. und 12. Klasse müssen die Schüler/innen jedoch finale Examina bestehen. Falls die Schüler/innen bestehen,  gelangen sie in die nächst höhere Stufe – bzw. sind nach der 12. Klasse zur Universität zugelassen. Momentan befinden wir uns im 3. Term – das letzte Dritteljahr der Schulzeit wo es für alle Abschlussklassen in die heiße Phase der Prüfungen geht, und ich bin mitten drin.

St. Pauls Primary School

Klassenraum der 9 C, wo Ich 50 Schueler Mathe unterrichte.

Vor der regulären Schulzeit wird an manchen Orten zusätzlich die sogenannte Pre-School angeboten. Sie ist vergleichbar als eine Mischung aus Kindergarten und Grundschule. Kinder, sowohl Jungen als auch Mädchen, im Alter von 5-7 Jahren wird diese Art der Schulvorbereitung hier angeboten. Dieses Angebot von der katholischen Kirche gilt den Kindern aus der Umgebung, die aus schwierigen Verhältnissen kommen. Waisen, Straßenkindern und Kindern aus sehr armen Verhältnissen wird hier die Bildung angeboten, die den meisten nicht von zuhause aus gegeben werden kann. „St. Paul’s Day-Care Centre“ wird das Programm der Pre-School genannt. Für die meisten vulnerablen Kinder ist es eine sehr große Chance gute Vorbildung zu erlangen. Es bereitet mir sehr viel Spaß mit den liebenswürdigen Kindern zusammen zu arbeiten.

Kinder der Pre-School im Klassenraum des St. Pauls Day-Care-Centre


 

Bis 13 Uhr bin ich somit mit unterrichten beschäftigt. Danach gehe ich mittags zu den Schwestern im Kloster Mittagessen, um daraufhin im „Convent“ Büro Arbeit zu erledigen.

Nachmittags beschäftige ich mich mit allerlei Arbeit, wie zum Beispiel: Stundenplan Vorbereitung, Öffentlichkeitsarbeit an der Schulwebsite und Blog. Aber nicht nur trockene Arbeit am Schreibtisch erwartet mich, sondern auch vielseitige Aufgaben für den Orden, wie z.B. das IT Management im Haushalt. Nebenbei gebe ich auch private Nachhilfe in Computern (selbstverständlich gratis), für Einzelpersonen die ich hier kennengelernt habe. All dies sind unter anderem Bestandteile meiner nachmittäglichen Tätigkeiten.

Um 18:00 ist dann meistens Feierabend. Nach einem solchen Tag bin ich meistens erschöpft. Ursachen dafür ist die stetige Hitze die während des Tages bis zu 40 Grad erreichen kann. Bis die Trockenzeit Mitte Oktober ihren Höhepunkt erreicht, ist die sengende Hitze ein großer Störfaktor für den Unterricht und jegliche Arbeit hier. Mit dem Sonnenuntergang um 18 Uhr herum, endet schließlich mein Arbeitstag und ich gehe zurück zu meiner Gastfamilie.


 

Abendessen wird dann gewöhnlich auf heißen Kohlen und Herd angerichtet. Das gängige Essen ist hier „Nshima“. Es ist die sambische Bezeichnung für einen Getreidebrei aus Maismehl, der eine formbar feste Substanz darstellt. Kombiniert mit verschiedenem Gemüse und einer Fleischbeilage, stellt es eine sehr sättigende Mahlzeit morgens, mittags und abends dar. Gegessen wird es hauptsächlich mit den Fingern. Ich hatte keine Probleme mich schnell an das sehr leckere Essen zu gewöhnen…

Nshima mit Ei, Chiwawa und Kuh-Innereien.

Mit meinem Zimmerkameraden Collins (30) lässt sich der Tag meistens in angeregten Gesprächen langsam ausklingen. Er stellt einen sehr angenehmen Gesprächspartner, Zimmergenossen und Freund für mich da.

Collins und ich im Stadtzentrum


 

Ein Tag im Compound geht damit zu Ende. Das Leben im Compound stellt einen immer wieder vor neue Herausforderungen. Spontanität wird hier für mich also sehr groß geschrieben. Pläne und Vorhaben ändern sich meist unvorhergesehen von dem einen auf den anderen Tag. Es gibt eine andere Einschätzung von Zeit und Terminen, wie Loice so schön sagt: „Zambian time and ordinary time“. Trotz dessen, fühle ich mich auf keinen Fall unwohl. Viel mehr noch, bin ich motivierter als zuvor. Die neue Kultur fasziniert mich und laesst mich anders am Leben teilnehmen. Ich wurde getauft, mit dem lokalen Namen: „Taonga“ – was so viel wie „Dankeschön“ bedeutet. Die Sprache Nyanya immer mehr zu lernen, bringt mich noch näher an die Kultur, als ich es schon bin. Man merkt, dass man etwas bewirken kann mit der täglichen Arbeit. Für mich ist die Arbeit mit,- und für die Kinder die größte Motivation, weil man ihnen nachhaltig etwas auf den Weg mitgeben kann.

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